Karl’sche Gesetze des Radfahrers

 

 

 

1. Die Natur

 

Paradiesisches Regulativ

 

Am Anfang stand Feuer, Wasser, Erde und Luft.

Gott schuf den Menschen.

Der Mensch schuf sich das Fahrrad.

Gott schuf nicht das Fahrrad, und er erteilte ihm keine Absolution.

Nun muß der Mensch mit dem Fluch Fahrrad leben.

 

2. Der Mensch

 

Kategorien der Humanität

 

Die Mitmenschen sind Radfahrer, Fußgänger oder schlimmstenfalls Flugpassagiere, die mit ihrem Flugzeug auf radfahrende Kinder stürzen.

 

Dialektik der Radfahrergesellschaft

 

Ein anderer Radfahrer fährt immer schneller.

Ein anderer Radfahrer fährt immer langsamer.

 

Statik des Fußgängers

 

Fußgänger benutzen immer einen vorhandenen Radweg.

 

Regula falsi der gesetzlichen Gemeinheiten

 

Gesetze regeln nur scheinbar den Verkehr.

Gesetze wurden geschaffen, um sie zu umfahren.

 

 

3. Das Wetter

 

Thermostatisches Gleichgewicht

 

Es ist immer zu kalt oder zu warm.

 

Hydrostatischer Überlauf

 

„Wenn es regnet, gießt es in Strömen.“

[Zmurgy’s 7. Ausnahme von Murphy’s Gesetz]

 

 

 

Aerodynamische Permutation

 

Der Wind kommt immer von vorn.

 

 

Lunarer Zwang

 

Die Sonne brennt senkrecht aus allen Richtungen und bildet irgendwo Schatten.

 

 

4. Der Bewegungsraum

 

Dynamik der Wege und Fahrbahnen

 

Radwege sind, wenn überhaupt vorhanden,

in einem nicht zumutbaren holprigem Zustand und/oder

mit Autos beparkt und/oder

mit flanierenden Fußgängern belegt und/oder

von einer Baugrube unterbrochen und/oder

von einem Laternenmast verziert und/oder

so breit wie der Lenker +/-2cm.

Wege führen immer bergan.

 

Postulat der Öffentlichen Verkehrsmittel

 

Bahnen und Busse dienen im Regelfall dem Transport des Fahrrades.

Der Regelfall tritt nie ein.

Die Mitnahme des Fahrrades ist eingeschränkt oder nicht erlaubt, da

kein Platz mehr vorhanden ist, oder

alle Fahrradkarten ausverkauft waren und trotzdem Platz vorhanden ist,

das im Fahrplan ausgedruckte Fahrradabteil oder Gepäckwagen sich als potjomkinscher Waggon erweist.

 

 

5. Die Technik

 

Ökonomische Konstanz der Bremsen

 

Eine Bremse versagt genau dann, wenn man sie sicher benötigt.

Beide Bremsen versagen nie gleichzeitig.

 

Referenz der Kette

 

Eine frisch geölte Kette mindert nicht den Krafteinsatz, erhöht aber die Geschwindigkeit.

Sie hinterläßt eine Ölspur an einem beliebigen Kleidungsstück.

 

Okkultismus des Glockenschlags

 

Die Glocke  läutet, wenn überhaupt, nach dem Zufallsprinzip, dann aber ausreichend laut.

 

 

Reversibilität der Lenkerhöhe

 

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Lenker zu hoch oder zu niedrig angebracht.

 

Inkommodierung der Schutzbleche

 

Wenn sie nicht klappern, schleifen sie zumindest an einer Stelle am drehenden Rad.

Sie sind immer verbogen, verbeult, zerkratzt oder an einer Befestigungsstelle lose.

Im Extremfall halten sie Regenwasser vom Gesicht ab.

 

Proportionalität der Sicherheit

 

Der Wert des Sicherheitsschloßes verhält sich umgekehrt proportional zum Wert des Fahrrades.

Das Sicherheitsschloß erhöht die zu bewegende Masse.

 

Ovales Rotationsprinzip

 

Mindestens ein Rad läuft unrund.

Vorder- und Hinterrad fahren nie in die gleiche Richtung.

 

Pneumatische Zirkulation

 

Die Reifen halten bis zum ersten Plattfuß die Luft.

Ein neues Rad hat neue Bereifung mit vollem Profil.

 

Fuzzy-Logik der Beleuchtung

 

Der Radfahrer fällt im Dunkeln immer auf, entweder die Beleuchtung funktioniert, funktioniert mangelhaft oder sie funktioniert gar nicht.

Mindestens eine Lampe stellt in der Regel unnötig zu transportierende Masse dar, da sie nicht funktioniert.

 

Stabilisierung des Gepäcks

 

Um die Stabilität des Fahrrades zu erhöhen, wurde der Gepäckträger erfunden- als Zweitsitz ist er daher gut geeignet.

Er trägt das Gepäck sicher bis zur nächsten Bordsteinkante.