Die Schlacht um’s Porzellan

Das Porzellan ist eine chinesische Erfindung; Nachrichten über die früheste Herstellung stammen aus der Zeit der Sui- und der Tang-Dynastie (6.–10. Jahrhundert). Die Ming-Zeit (1368–1644) kannte neben der kobaltblauen Bemalung auch mehrfarbige Dekors; in Europa wurde das Exportporzellan der Wan-Li-Zeit besonders bekannt.

Als Exportgut gelangte chinesisches Porzellan seit dem Mittelalter in zahlreiche Länder der Erde. Mehr oder weniger geglückte Nachahmungsversuche ( Medici-Porzellan) gingen in Europa der Erfindung des Hartporzellans durch J. F.  Böttger u. E. W. Graf von Tschirnhaus(en) in Dresden voraus. Die Prozellanherstellung war in Sachsen Anfangs ein streng gehütetes Staatsgeheimnis. Chinesisches Porzellan wog schwerer als Gold und erregte die Sammelleidenschaft und Besitzgier der Fürsten und Königshäuser. Nicht nur der sächsische König August  der Starke konnte in seiner Pozellansammlung im Dresdner Zwinger nicht genug davon haben, auch die Preußenkönige sammelten fleißig im Schloß Charlottenburg in Berlin die Pretiosen. Dort kann man heute im Porzellanzimmer die chinesische Vasen und Services bewundern. Auch im Dresdner Zwinger hält das Pozellankabinett für Besucher aus aller Welt die Türen offen.

Trotz Geheimhaltung, der Gründung der ersten europäischen Manufaktur in Meißen (1710,  Meißener Porzellan) folgten bald Manufakturgründungen in Wien (1717), Höchst (1746), Nymphenburg (1747), Fürstenberg (1747), Berlin (1751, Königlich Preußische Manufaktur, KPM), Frankenthal (1755) und Ludwigsburg (1758).

 

Das Meißener Porzellan

Anfang des 18. Jahrhunderts begannen gemeinsame Forschungen von Johann Friedrich Böttger, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und anderen Spezialisten im Auftrag von August dem Starken zur Entschlüsselung des Geheimnisses. Die Arbeiten führten zum Erfolg. 1707/08 wird in Dresden das weiße europäische Hartporzellan erfunden.

Am 23.01.17.10 erging eine Mitteilung der sächsischen Hofkanzlei in einem "allerhöchsten Dekret" in lateinischer, französischer, deutscher und holländischer Sprache, worin die Erfindung des Porzellans und die Gründung einer Porzellan-Manufaktur bekannt gegeben werden. Bereits im Juni des gleiche n Jahres erfolgte die Einrichtung der Königlich-Polnischen-Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur auf der Albrechtsburg in Meißen.

Bis zu seinem Tod im Jahre 1719 war Johann Friedrich Böttger Leiter der Porzellan-Manufaktur Meißen. Bei dem dort in der Böttger-Periode, seit etwa 1715, hergestellten Böttger-Porzellan handelt es sich meist um Kopien chinesischer Porzellane mit barocken Schmuckformen. Zu künstlerischer Blüte und zur Ausbildung des europäischen Porzellanstils des 18. Jahrhunderts kam es an der Manufaktur während der Tätigkeit des Malers J. G.  Höroldt (seit 1720) und des Modellmeisters J. J. Kändler; Services und figürliche Arbeiten von hoher Qualität entstanden. Seit 1740 wurde das unterglasurblaue Zwiebelmuster verwendet,

Noch heute produziert die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen GmbH (Landesbetrieb des Freistaates Sachsen) Porzellane allerhöchster Feinheit.

Die traditionsreiche Herstellungsweise des Meißener Porzellans über fast drei Jahrhunderte in den formbildenden, plastischen und dekorativen Bereichen wird noch heute praktiziert. Die alten Handwerkskünste der Modelleure, Dreher, Former, Maler usw. sind erhalten geblieben und in der Schauwerkstatt zu beobachten.. Eine eigene Ausbildungsstätte sichert seit dem 18. Jahrhundert den handwerklichen Nachwuchs. Ohne die konsequente Beibehaltung der charakteristischen Handarbeit wäre das Erscheinungs- und Rufbild des Meißener Porzellans längst zur Historie geworden. In der Schauhalle der Manufaktur sind die teils jahrhundertealten Einzelstücke und Serien zu bewundern.