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ouise Henriette

 

Die dem deutschen Grafengeschlecht Nassau entstammenden Oranier erbten das ihnen den Namen gebende südfranzösische Fürstentum Orange und verstreute Besitztümer in den Niederlanden, wodurch sie zu einer der mächtigsten Familien in Europa aufstiegen. Im 17 Jahrhundert verheiratete der Prinz Friedrich Heinrich von Oranien seine vier Töchter in die deutschen Länder Brandenburg, Anhalt-Dessau, Nassau-Diez und Pfalz-Simmern. Das führte jeweils zur Gründung der Schlösser Oranienburg, Oranienbaum, Oranienstein und Oranienhof und verknüpfte die Landes- und Hofkultur eng mit dem Hause Oranien.

 

In einem feierlichen Zug mit 30 Karossen, einer Leibgarde, 12 Trompetern und zwei Paukern, fährt am 23. November 1645 Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg, Herzog von Preußen, etc. in Den Haag ein.

Die Braut seiner Wahl ist die Tochter seines Großonkels, Louise Henriette. Doch erst 1646 ist die Sache perfekt. Die Hochzeit wird für den 7.12.1646 festgesetzt.

 

Jan Mietjens, 1666, „Die vier Töchter des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien“

 

Von der Heirat erhofft sich der Kurfürst einen vorteilhaften Einfluss auf die Entwicklung Brandenburg-Preußens. Die Vereinigten Niederlande sind der modernste Staat Europas. Hier entstehen wegweisende Neuerungen im Staatswesen und im Militär, hier blühen Schifffahrt und Handel und eine moderne Landwirtschaft.

 

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Louise Henriette von Nassau-Oranien 1650 in der Nähe des heutigen Oranienburgs

Wenige Wochen nachdem das kurfürstliche Paar nach Berlin umgezogen war, findet Kurfürstin Louise Henriette bei einem Jagdausflug Gefallen an dem kleinen Ort Bötzow, nördlich von Berlin. Die Landschaft erinnert sie an ihre niederländische Heimat. Der Kurfürst beeilt sich, ihr umgehend das Anwesen zu schenken. Am 27. September 1650 erhält sie das Amt "mit allen dazu gehörigen Dörfern, Äckern, Vorwerken, Schäfereien, Mühlen, Fischereien in der Havel, Karpfenteichen, etc. auf Lebenszeit überschrieben". Schon ein Jahr später beginnen holländische Architekten mit dem Umbau des alten Landsitzes zu einem prächtigen Barockschloss mit holländischem Park. Im Januar 1652 werden Ort und Schloss zu Ehren der Oraniertochter in Oranienburg umgetauft. In der Urkunde heißt es, dass Louise "das Schloss aus dero eignen Mitteln zum gnädigsten Wohlgefallen habe aufbauen lassen."

Auch den Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Ortes und das von ihr gestiftete Waisenhaus bezahlt die Kurfürstin aus ihrer persönlichen Schatulle.

 

Schloss Oranienburg im Jahr 2003 und 1655

 

Der 1627 geborenen und an dem prachtvollen Hof der Oranier in Den Haag aufgewachsenen Prinzessin musste im Kontrast dazu der Anblick des verwüsteten und von Menschen entblößten Bötzow besonders schrecklich erscheinen. Mit großer Tatkraft betrieb sie die Instandsetzung und den Ausbau ihrer Stadt. Binnen kurzem wurde in Bötzow der eingeleitete Aufschwung sichtbar, woran nicht zuletzt die niederländischen Neusiedler einen beträchtlichen Anteil hatten

Auf den zum Schloss gehörenden Ländereien lässt sie von holländischen Spezialisten Sümpfe trockenlegen, von Siedlern aus ihrer Heimat nach neuen Methoden Gemüse anbauen und Viehzucht betreiben. So wird Oranienburg in wenigen Jahren zum brandenburgischen Mustergut. Sicher ein Projekt, das, wie manche Lästerzungen behaupten, zur "Verholländerung" Brandenburgs beigetragen hat. Nun, 1655, findet der feierliche Einzug der Kurfürstin in ihr Anwesen statt.